Wie der Zeitpunkt der Mahlzeiten das Risiko für Diabetes beeinflussen kann

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Der Zeitpunkt, wann wir essen, könnte ebenso wichtig sein wie das, was wir essen – und mög­licher­weise sogar unser Risiko für Typ-2-Diabetes (T2D) beein­flussen, wie eine neue Kohorten­studie der Hispanic Community Health Study/Study of Latinos (HCHS/SOL) zeigt. Traditio­nelle Prä­ven­tions­maß­nahmen fokussieren sich auf die Qualität und Menge der Nah­rung sowie auf Bewe­gung, doch diese Unter­suchung verdeut­licht, dass auch die Uhrzeit eine Rolle spielt. Unser Stoff­wechsel folgt einem natür­lichen Tag-Nacht-Rhythmus, bei dem die Glukose­toleranz im Tages­verlauf abnimmt, was bedeutet, dass der Kö­rper morgens besser auf die Nahrungs­auf­nahme vor­be­reitet ist als abends.

Die Studie umfasste über 16.000 hispa­nische/latein­amerika­nische Erwachsene in den USA, von denen 8.868 Personen in die Analyse einbe­zogen wurden. Ihre Kalorien­zufuhr wurde zu ver­schie­denen Tages­zeiten unter­sucht, wobei sich zeigte, dass eine höhere Kalorien­aufnahme und glykä­mische Last am Morgen und Vor­mittag (9:00–11:59 Uhr) mit einem gerin­geren Risiko für T2D ver­bun­den waren. Wäh­rend der gesamten Beobach­tungs­zeit wurden 1.262 neue Fälle von T2D dokumen­tiert. Für jede zusätz­liche Aufnahme von 100 Kilo­kalorien zwischen 9:00 und 11:59 Uhr sank das Risiko um 6 %, und eine Erhöhung der glykä­mischen Last um 10 Einheiten reduzierte das Risiko um 7 %.

Es wurde auch festgestellt, dass eine Verla­gerung von Kalorien aus anderen Tages­zeiten (früh­morgens, nach­mittags oder abends) auf 9:00–11:59 Uhr das Risiko um 5–9 % senken konnte. Dies könnte daran liegen, dass der Körper zu dieser Zeit die höchste Glukose­toleranz aufweist und Kalorien effizienter verarbeitet. Früh­morgend­liche Mahl­zeiten könnten hin­gegen auf­grund hoher Cortisol- und Melatonin­spiegel, die die Glukose­toleranz beein­träch­tigen, das Risiko erhöhen.

Die Studie legt nahe, dass eine Anpassung der Nahrungs­aufnahme an den natürlichen Stoff­wechsel­rhythmus eine wirksame Ergän­zung zu bestehenden Prä­ven­tions­strategien sein könnte. Beson­ders interessant ist, dass dieser Ansatz unab­hängig von der Gesamt­kalorien­zufuhr oder der Ernäh­rungs­qualität einen schützen­den Effekt zu haben scheint. Zukünftige For­schun­gen sollten diese Ergeb­nisse in anderen Bevölkerungs­gruppen und über längere Zeit­räume bestätigen, um den Zusammen­hang zwischen Mahl­zeiten­zeiten und Stoff­wechsel­prozessen besser zu verstehen. Außer­dem sollte berück­sichtigt werden, zu welchen Zeiten die Personen aufstehen, um ihren zirka­dianen Rhythmus genauer zu erfassen und besser zu analysieren.

Quellen:
Dai J et al. Energy Intake and Dietary Glycemic Load in Late Morning and Risk of Type 2 Diabetes: The Hispanic Community Health Study/Study of Latinos, a Multicenter Prospective Cohort Study. Diabetes Care 2024, DOI: 10.2337/dc24-0564

https://www.gelbe-liste.de/diabetologie/zeitpunkt-mahlzeiten-risiko-typ-2-diabetes