Überlebt die Videosprechstunde Corona?

      Newsletterbeitrag     Digitali­sierung; SARS-CoV-2; Nach­gefragt

Ein Praxistest von Startup-Praxis-Moderator Dr. Gerd Wirtz

Über das Internet konnte ich mir ganz bequem einen Arzt aussuchen. Auf der entsprechenden Seite hat mir das System sofort seine freien Termine angezeigt. Ich brauchte nur noch zu klicken und schon war alles erledigt. Ich bekam eine Mail mit einem Code und ein paar Tage später saßen wir uns am Bildschirm gegenüber. Ich habe meinem Arzt sehr früh gestanden, dass ich ihn nicht wegen einer Krankheit in Anspruch nahm, sondern mit ihm über seine Erfahrungen mit der Telemedizin sprechen wollte. So kamen wir schnell zum Kern meines Anliegens.

Online-Buchungssystem für einen Praxistermin

Der Arzt war erst durch Corona zur virtuellen Sprechstunde gekommen, ist aber jetzt schon ein großer Verfechter der Technik. In seiner ländlichen Praxis gab es bisher immer lange Wartezeiten. Die Patienten haben das geduldig akzeptiert, aber durch Corona hat sich alles geändert. Da musste er seine Praxis komplett auf Terminbesucher umstellen. Dazu hat er ein Online-Terminbuchungssystem gesucht und gesehen, dass der Anbieter praktischerweise auch gleich Videosprechstunden anbietet. Also hat er gleich zwei Innovationen in seiner Praxis eingeführt. Schon nach kurzer Zeit ist er ein erfahrener Telemediziner und stellt fest, dass diese neue Form der Konsultation von seinen Patienten sehr gut angenommen wird.

Wo liegen aus seiner Sicht die größten Ängste der Patienten?

Die hat er bisher nicht feststellen können. Im Gegenteil: In Zeiten der Pandemie schafft die telemedizinische Sprechstunde einfach mehr Nähe. Man kann sich ohne Maske begegnen und damit die Mimik und das Lächeln des jeweils anderen sehen. Das schafft zwar räumliche Distanz, aber auch soziale Nähe. Das freut Patient und Arzt.

Schneller ärztlicher Rat per Video

Gerade sammelt mein „Testarzt“ viele Erfahrungen, wie er sich und den Patienten das Leben erleichtern kann. Da ist die Frau, die bisher regelmäßig wegen des Pillenrezeptes in die Praxis kommt und lange Wartezeiten in Kauf nehmen musste. Per Video ist das Aufklärungsgespräch schnell und effektiv geführt. Die zahlreichen Patienten, die wegen einer Nachuntersuchung oder ihrer chronischen Erkrankung zu ihm kommen, werden in Zukunft die Option haben, den ärztlichen Rat schnell und bequem per Video zu erhalten.

Wird er nach Corona bei dem System bleiben?

Da lässt er keinen Zweifel aufkommen. Die Telemedizin hat ihn überzeugt und sie bereichert seine Praxis ungemein. So kann er seine wertvolle Zeit deutlich besser einteilen und erspart seinen Patienten lange Wartezeiten.

Ist die Videosprechstunde nur etwas für Stammpatienten oder hat er dadurch auch neue Patienten gewonnen?

Bisher hat er die Videosprechstunde meistens mit seinen Stammpatienten durchgeführt, aber er hat auch schon den ein oder anderen neuen Patienten gewonnen. In der ländlichen Struktur hatte er bisher häufig ältere Patienten, die Zeit genug haben, sich auf längere Wartezeiten einzurichten. Jetzt gewinnt er zunehmend junge Patienten, die eine Videosprechstunde viel besser in ihren eigenen Berufsalltag integrieren können. Außerdem kann er diese auch mit seinem Rat auf Reisen begleiten, denn er ist überall auf der Welt nur einen Klick weit entfernt.

Fazit: Der Praxistest hat Folgendes ergeben: Für unseren „Testarzt“ hat sich durch Corona seine gesamte Arbeitsorganisation positiv verändert. Nach der Krise wird er die neue Form der Praxis- und Sprechstundenorganisation noch weiter ausbauen. Es wird für ihn und für seine Patienten eine neue Behandlungsqualität geben: eine mit mehr menschlicher Nähe, weniger Stress und kürzeren Wartezeiten.

Warum dieser Praxistest?

Seit vielen Jahren treibt mich die digitale Medizin als Moderator und Keynote Speaker umher. Ich spüre bei meinen Auftritten stets, dass bei uns in Deutschland die Technik deutlich weiter ist als die allgemeine Akzeptanz dafür. Wir kümmern uns auf hohem intellektuellem Niveau um die Weiterentwicklung, aber wir vergessen die praktische Anwendung. Alle potenziellen Anwender brauchen praktische Tipps und Hinweise, wie ihnen die digitale Medizin hilft, länger gesund zu leben und dabei eine menschliche Medizin zu erleben. Dafür trete ich jeden Tag ein und freue mich über jeden Zuhörer oder Zuschauer, dem ich die Angst vor der digitalen Ungewissheit nehmen und ihn von den Chancen der Zukunftsmedizin überzeugen konnte.

StartUp Praxis

Dr. Gerd Wirtz wird am 7. November 2020 das Ärzte- und Medizinerforum StartUp Praxis in Bochum moderieren. StartUp Praxis richtet sich sowohl an Gründer als auch an etablierte Mediziner, Praxen und Führungskräfte aus der Medizin.

Zwölf Redner beschreiben in Vorträgen à 20 Minuten (TED-Format) für Ärzte und Mediziner nicht nur die Innovationen in der Gesundheitsbranche, sondern informieren auch über Zukunftstrends und Aussichten für den ambulanten Sektor – die Teilnehmer erleben durch die motivierenden und kurzweiligen Impulsvorträge eine völlig neue Art der Ärztefortbildung.

» Weitere Informationen zu StartUp Praxis

 

Dr. Gerd Wirtz

Ist seit mehr als 20 Jahren Medizinmoderator, Keynote Speaker und Autor. Der ausgebildete Neurophysiologe hat sich zum Ziel gesetzt, wissenschaftliche und komplexe Inhalte so aufzubereiten, dass sie den Zuschauern und Lesern Spaß machen. Man sieht ihn auf Kongressen, Fachtagungen und Pressekonferenzen, aber er versteht es auch, die Teilnehmer von Workshops und Advisory Boards zu ihren Zielen zu führen.