Nebenwirkungen nach COVID-19-Impfungen: Was können wir von der Statistik lernen?

      Newsletterbeitrag     Medizin / Wissen­schaft; SARS-CoV-2

Eine kürzlich in der Fach­zeit­schrift Vaccine erschienene Kohortenstudie hat das möglicher­weise gehäufte Auftreten von Neben­wirkungen bzw. Erkrankungen nach COVID-19-Impfungen untersucht.1 Schluss­folgerungen aus der groß angelegten Studie, in die Gesund­heits­daten von 99 Millionen geimpften Personen aus mehreren Ländern einflossen, sind, dass verschiedene Komplika­tionen bzw. Erkrankungen – beispiels­weise Sinus­venen­thrombosen oder Myokardi­tiden – häufiger nach einer COVID-19-Impfung auftreten, als es das erwartete Risiko (Daten aus den Jahren vor der COVID-19-Pandemie) hätte vermuten lassen. Für 13 neurolo­gische, hämatolo­gische und kardiale Erkran­kungen wurde in der Studie das OE-Verhältnis ermittelt; das Verhältnis aus beobachteter (observed) und erwarteter (expected) Fälle. OE-Werte > 1,5 wurden als Signal für mög­liche unerwünschte Wir­kungen der COVID-19-Impfung gewertet. Insgesamt wurden in der Studie 143 statistische Tests durchgeführt, von denen 12 ein signifi­kantes Ergebnis (OE > 1,5) zeigten. Wie wichtig dabei ein genauer Blick in die Statistik und ein fundiertes statistisches Hinter­grund­wissen bei der Daten­inter­pretation ist, zeigen die Autorin und der Autor der „Unstatistik des Monats“ auf.2

Hohe Wahrscheinlichkeit für fälschlicherweise signifikante Testergebnisse

Das Problem der Studie liegt in der Vielzahl der durchgeführten statistischen Tests. Mit jedem Test steigt die Wahr­schein­lich­keit für ein zufällig signifikantes Ergebnis: das multiple Test­problem. Bei der in der Studie verwendeten Irrtums­wahr­schein­lich­keit von 5 % wären rein statistisch etwa 7 fälschlicherweise signifikante Test­ergebnisse zu erwarten gewesen. Die Autorin und der Autor der Unstatistik weisen darauf hin, dass nicht jedes statistisch signifi­kante Ergebnis auch sachlich signifi­kant ist und somit die signifi­kanten Neben­wirkungen nach einer COVID-19-Impfung seltener sind als in der Studie postuliert. Nicht­desto­trotz würden die Studien­daten einige unerwünschte Neben­wirkungen aufzeigen, die weiter beobachtet und unter­sucht werden sollten.1, 2

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Quellen:

1 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0264410X24001270

2 https://www.rwi-essen.de/presse/wissenschaftskommunikation/unstatistik/detail/statistisches-phaenomen-signifikante-nebenwirkungen-von-corona-impfungen-wohl-seltener-als-in-studie-ermittelt