GLP-1-Rezeptoragonisten scheinen Krebsrisiko bei Diabetes-Erkrankten zu reduzieren
Der Zusammenhang zwischen Übergewicht bzw. Adipositas und einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsentitäten ist schon lange bekannt. Dieser ist mutmaßlich mitverantwortlich dafür, dass auch Typ-2-Diabetikerinnen und ‑Diabetiker ein erhöhtes Risiko für einige Krebsarten aufweisen. Hinzu kommt bei ihnen eine vermehrte Insulinsekretion aufgrund der Insulinresistenz – diese wiederum begünstigt das Zellwachstum maligner Zellen, ebenso wie das inflammatorische Milieu.
Eine aktuelle retrospektive Studie in JAMA Network Open fand heraus, dass die Behandlung von Typ-2-Diabetes mit GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) das Risiko für 10 von 13 Krebsentitäten signifikant im Vergleich zu Insulin reduziert – nicht aber im Vergleich zu einer Behandlung mit Metformin. In die Studie flossen Daten von mehr als 1,6 Millionen Diabetes-Erkrankten mit einer Nachbeobachtungszeit von 15 Jahren. Im Vergleich zur Insulingruppe sank das Risiko für Gallenblasenkrebs in der Gruppe der mit GLP-1-RA Behandelten mit 65 % (HR = 0,35; 95-%-Konfidenzintervall: 0,15–0,83) am stärksten. Das Risiko reduzierte sich ebenfalls (in absteigender Reihenfolge der Effektstärke) für Meningeom, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leberkrebs, Eierstockkrebs, Multiples Myelom, Speiseröhrenkrebs, Gebärmutterkrebs und Nierenkrebs, bei letzterem wurde noch eine Risikoreduktion von 24 % beobachtet. Bei Magenkrebs war der Unterschied statistisch nicht signifikant und für die Entwicklung von postmenopausalem Brustkrebs und Schilddrüsenkrebs gab es keinen protektiven Effekt.
Die Autorinnen und Autoren weisen in der Publikation auch auf die Limitationen der retrospektiven Untersuchungen hin: So sei u. a. keine Kausalität nachweisbar. Daher begrüßen sie weitere Langzeituntersuchungen zu den Effekten von GLP-1-RA sowie von weiteren Antidiabetika und Medikamenten zur Gewichtsabnahme, wobei bariatrische Chirurgie und intensive Lebensstilinterventionen als Vergleichsgruppe dienen sollten.