COVID-19-Pandemie: Angst vor Infektionen führte zu verweigerten Therapien in Pflegeheimen

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Ein Aufruf von Klaus Schäfer, Ehrenvorsitzender des Hausärzteverbandes Hamburg

Um die Infektionsgefahr für die Bewohner von Pflegeeinrichtungen zu reduzieren, hatte die Stadt Hamburg alle Einrichtungen für Besuchende geschlossen. Davon ausgenommen waren jedoch Behandlungen von Ärzten und Therapeuten.

Wie Klaus Schäfer dem DeutschenArztPortal berichtete, haben jedoch mehrere Hamburger Alten- und Pflegeeinrichtungen aus Angst vor Infektionen keine Ärzte und vor allem keine Therapeuten zu ihren Bewohnern gelassen. Eine Therapiepause sei jedoch sehr kritisch, da von Ärzten sowieso nur Therapien verordnet würden, die notwendig und zweckmäßig seien, so Herr Schäfer. Eine Therapiepause ließe in vielen Fällen eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Patienten befürchten. Wenn beispielsweise die notwendigen Bewegungs- und Sprachtherapien fehlten, würde dies die Behandlung um Monate zurückwerfen. Die Gesundheitsbehörde hat dies in ihrer Verordnung berücksichtigt.

Die Angst vor eingeschleppten Infektionen durch Therapeuten ist unlogisch, da Pflegepersonal doch ebenso Kontakte nach außen hat und nicht in Quarantäne lebt.

Laut Herrn Schäfer ist es sehr wichtig, dass Ärzte und Therapeuten, deren Therapien von Einrichtungen verweigert wurden, dies der zuständigen Behörde oder Heimaufsicht melden, falls ein Gespräch mit der Heimleitung erfolglos bleibt. Dies ist insbesondere auch zukünftig von hoher Bedeutung, falls es zu einer zweiten Welle der Infektionszahlen kommt. Hamburg ist Herrn Schäfer zufolge kein Einzelfall: Er hat inzwischen auch von Pflegeheimen in Bayern und Niedersachen gehört, in denen keine Physiotherapie möglich gemacht wurde.

Ist in Ihrer Region Ärzten und/oder Therapeuten der Zutritt zu einem Alten- oder Pflegeheim verwehrt worden oder haben Sie von Kollegen gehört, denen dies passiert ist?

Schreiben Sie gerne an: info@extrarpinstitut.com